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Sternenkind

Wir schreiben das Jahr 3876. Vieles hat sich verändert. Die Menschen sind zu maschinenähnlichen Wesen geworden die per Computerhirnersatz gesteuert werden. Gefühle sind ausgerottet worden, weil der Computer Gefühle nicht umsetzen kann. Es gibt keine Hasstiraden mehr, keine erste große Liebe, keine Wut, keine Eifersucht, kein Glück mehr, eben keinerlei Gefühlsregungen mehr. Das hat viele Vorteile. Die Menschen leben friedlich miteinander, es gibt keine Kriminellen mehr, weil alle vom selben System gesteuert werden, alle schlafen zur selben Zeit und wachen zur selben Zeit auf, je nachdem wie der Zentralcomputer programmiert ist. Das wiederum hat den Vorteil, daß alle pünktlich zur Arbeit erscheinen und sich ohne Gejammer langweilen, weil die Arbeit ja von den Computern gemacht wird. Ja, ihr mögt jetzt denken, daß das ein grausames, trostloses Leben ist, aber ihr müßt bedenken, daß diese Menschen es ja nicht anders kennen, sie leben seit ihrer "Geburt" in und mit diesem System. Vor etwa 1500 Jahren gab es den letzten Menschen, der das alte System noch kannte, als die Menschen noch anfällig waren für Krankheit und Gebrechen, als die Menschen noch Gefühle hatten.

Die Menschen waren mit dem System einverstanden, sie dachten da auch nicht darüber nach ob da etwas anders sein könnte. Es war eben so und es war gut. Dann, zehn Jahre später, wir schreiben das Jahr 3886, landete auf der Erde ein einfaches kleines Raumschiffchen. Das ist eigentlich nichts besonderes und auch nichts aufregendes. So etwas kommt beinahe täglich vor. Es ist auch nicht schlimm, denn die Erde verfügt seit etwa 1000 Jahren über ein ausgezeichnetes Raumschiffabwehr- und Raumschiffvernichtungs-System. Die Regierung auf der Erde möchte keine fremden Wesen von fernen Planeten in ihrem Staat haben und vernichtet deshalb alle Raumschiffe die auf der Erde landen. Noch bevor irgend jemand rauskriegen kann ob sie in friedlicher Absicht kommen, einen Nothalt machen mußten oder auf Krieg aus sind, werden sie vernichtet. So sollte es eigentlich auch diesem Raumschiff und seiner Besatzung ergehen. Aber die Maschinen, die technisch auf dem allerneuesten Stand waren und alle Arten von Raumschiffen vernichten konnten, versagten bei diesem kleinen Raumschiff. Was die Leute der Regierung auch versuchten, sie bekamen das Raumschiff nicht kaputt. Sie versuchten es stundenlang ... dann zwei Tage später gab die Regierung auf. Sie hißte die weiße Fahne vor dem Raumschifffenster. Eine Stunde später ging die Tür des Raumschiffs auf, ganz unbemerkt von allen Menschen der Erde spazierte ein kleines Mädchen heraus. Das kleine Mädchen schaute sich prüfend um und fing dann an mit unsicheren Schritten die Erde zu erkunden. Sie begegnet vielen Menschen aber irgendwie schauten sie alle an ihr vorbei. Das verwunderte die Kleine dann doch etwas. Sie ging in ein nahes Cafe und bestellte sich ein Glas Wasser. Der Wirt schaute sie verwundert an, brachte aber das gewünschte. Der Wirt war deshalb so verwundert, weil er immer dachte, daß es keine Menschen gab die so aussahen wie dieses kleine Mädchen. Die Menschen die er kannte, sahen alle aus wie er selbst, blechig und gar nicht hübsch, sondern eben praktisch.

Aber diese kleine Mädchen war wirklich hübsch anzusehen. Sie hatte eine Hülle aus Haut und Haare auf dem Kopf, dafür fehlten die Antennen. Der Wirt setzte sich zu ihr an den Tisch, weil gerade nicht viel los war und begann ein Gespräch mit ihr. Er fragte sie nach ihrer Nummer und die Kleine starrte ihn verwundert an. "Welche Nummer?", wollte sie wissen. Der Wirt schaute nun genauso verwundert zurück. "Du mußt doch eine Bezeichnung haben. Wie nennt man dich denn?" "Ach so", sagte das kleine Mädchen "ich heiße Sternenkind. Ich lebe eigentlich auf Vulkanien und bin ein direkter Nachkomme der Sterne. Ich bin eine Menschengestalt wie sie auf eurem Planeten vor Tausenden von Jahren gelebt hat. Ich muß sagen, nach den Berichten die mir mein Sternenvater auf Vulkanien gezeigt hat, habt ihr euch nicht gerade zu eurem Vorteil verändert. Ihr seid ja nicht mal in der Lage ein jahrtausendealtes Raumschiff kaputtzukriegen. Na ja, jetzt bin ich ja hier und zeige euch was anders laufen kann bei euch wenn ihr es wollt." Sternenkind trank ihr Glas Wasser aus und ließ den verduzten Wirt alleine am Tisch sitzen.

In den nächsten Tagen war Sternenkind auf der ganzen Erde bekannt. Die Kleine blieb so wie sie war, begrüßte Leute die sie mochte mit überschwenglicher Freude und zeigte deutlich wenn sie jemanden nicht mochte. Die Mensch gewöhnten sich nach einiger Zeit daran, daß ihre Computer Fehlermeldungen anzeigten, wenn sie in der Nähe war. Die Computer konnten mit den Gefühlen der Kleinen nichts anfangen. Nach anfänglichen Heimwehattacken gewöhnte sich Sternenkind zunehmend auf der Erde ein und vermißte ihren alten Planeten kaum noch. Es war ja auch kein Problem, ihre Familie, Verwandten und Freunde sah sie ja im Himmel, sie alle wurden ja nachts zu Sternen so wie sie selbst auch.

Die Jahre vergingen, Sternenkind wurde langsam erwachsen. Zwischenzeitlich schreiben wir das Jahr 3894. Sternenkind feierte in dieser Nacht ihren 19. Geburtstag. Sie war lange nicht mehr so traurig. Sie hatte Heimweh wie noch nie. So glücklich sie auf der Erde auch war und so viele Freunde sie hatte, sie war ein Sternenkind, sie hatte Gefühle. Gefühle die sie den Menschen auf der Erde ohne Vorbehalt entgegenbrachte und die nie erwidert wurden. Sternenkind war einsam. Sie vermißte ihre Freunde. Sie wollte endlich mal wieder so richtig in den Arm genommen werden. Schweren Herzens packte sie am nächsten Morgen ihren Koffer, verabschiedete sich von dem Mann, den sie heimlich liebte und der ihre Gefühle nicht erwiderte, weil sein Computer nicht wußte, was Gefühle sind. Der Jüngling, er hatte Passenderweise die Nummer 0815 war blanker Durchschnitt. In allem was er tat, war er Durchschnitt, er war nicht perfekt. Und genau deshalb liebte Sternenkind 0815 ja auch so sehr.

Sternenkind verschwand in ihrem uralten Raumschiff und flog nach Hause. Dort wurde erst mal eine richtige Party gefeiert. Alle freuten sich, daß Sternenkind zurück war und Knuddelten sie richtig durch. Sternenkind genoß es richtig, wieder herzlich in den Arm genommen zu werden. Bald war es ihr wie wenn sie nie weggewesen wäre. Alles lief seinen Gang. Nur eines konnte Sternekind nicht vergessen: die Durchschnittlichkeit von 0815.

Ja, und eigentlich könnte die Geschichte hier enden, denn für Sternenkind war es undenkbar, wieder zurück zur Erde zu gehen und 0815 hatte ja keine Gefühle.

Aber 0815 vermisste Sternekind sehr. Er konnte das Gefühl nicht benennen, aber da war so ein komisches "Loch" in seinem Innenleben. Monatelang änderte sich daran nichts. 0815 lief von einem zum anderen aber keiner auf der Erde konnte ihm helfen. Da setzte sich 0815 kurzentschlossen in sein Raumschiff und flog zu Sternenkind nach Vulkanien. Seine kluge Freundin konnte ihm sicher helfen. 0815 mußte auf seiner Reise viele Galaxien durchqueren. Und nach der 9. Galaxie war die Reichweite des Zentralcomputers durchbrochen. 0815s Programmierung versagte, er wurde wieder zum Menschen mit Gefühlen. Und plötzlich konnte er auch das Gefühl benennen, das er bis jetzt nur als Loch in seinem Innenleben kennengelernt hatte. Es war schlicht und ergreifend unerfüllte Liebe. 0815 schaltete auf Autopilot um und hing seinen Gedanken nach. Dabei schlief er irgendwann vor Erschöpfung ein. Er erwachte wieder als es Nacht im Himmel wurde und er gerade in der 12. Galaxie einflog, kurz vor Vulkanien. Vor ihm leuchtete ein Stern, er wurde immer größer und heller. Sternenkind strahlte mit aller Kraft, sie war so glücklich ihn wieder zu sehen.

0815 landete auf Vulkanien und Sternenkind ließ sich Stunden zu früh vom Nachthimmel fallen. Sie liefen aufeinander zu, fielen sich in die Arme und küßten sich stundenlang. Am anderen Morgen liefen die Hochzeitsvorbreitungen an, am übernächsten Tag wurde geheiratet und sobald das Hochzeitspaar die zwischenzeitlich Jahre dauernde Hochzeitsnacht beendet hat und sich wieder zeigt, berichte ich wie die Geschichte weitergeht.

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   © 17.02.2007 by Schlappy und Gipsy•  ads-familie@gisu.de