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Vortrag 16.05.02 in Olpe von

Dipl. Psych. Monika Klasen, Psychologische Psychotherapeutin

organisiert vom Deutsche Kinderschutzbund, Kreisverband Olpe

Psychische Folgen nach Missbrauch und Misshandlung

Die psychischen Beschwerden:
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTSB) 21%- 48%
  • Sexualisiertes Verhalten 35%
  • Angststörungen
  • Albträume
  • Depressionen
  • Suizidales Verhalten
  • Selbstverletztendes Verhalten
  • Rückzugsverhalten
Was ist ein Trauma:
bedrohliches Ereignis
 
Angst
Verzweiflung
Schmerz
       
keine Flucht möglich kein Kampf möglich
   
Hilflos Ohnmacht
  Erstarren  
   
 

ausgeliefert sein

Trauma

Ein Trauma entsteht im Prinzip, wenn ein "schlimmes" Ereignis nicht richtig verarbeitet wird.

Normalerweise ist es so, dass das Gehirn ein Ereignis in der Amygdala speichert. Dies ist eine Art Zwischenspeicher des Gehirns. Nach der Verarbeitung des Geschehens, werden die Informationen weitergeleitet in den Hippocampus um später in Stresssituationen wieder abrufbar zu sein.

Bei einem nicht verarbeiteten Ereignis, bleibt das ganze aber im Amygdala "stecken".. Da ist das Zusammenspiel zwischen den beiden Gehirnfunktionen gestört. Gespeichert werden dort die Wahrnehmungen ALLER Sinne:

      • Empfindungen (z.B. Herzklopfen)
      • Gedanken (z.B. "Ich bin böse")
      • Gefühle (z.B. Angst)
      • Verhalten
      • Handlungsimpulse

Diese ganzen Wahrnehmungen sind in der Amygdala aber nicht gebündelt und sortiert, sondern liegen dort einzeln, als "Splitter", herum.

Dadurch kann es kommen, dass eine einzige Wahrnehmung, die mit der traumaauslösenden Situation irgendwie ähnlich ist, ein erinnern hervorruft. In dem Moment ist es für betroffene Personen so, dass sie diese Empfindung im Hier und Jetzt erlebt. Ein (für "außenstehende") kleiner Anlass kann dann zur Explosion führen.

Vielen kommt das sehr diffus vor, da es ja nur "Splitter" der Erinnerung sind, nicht wirklich zuzuordnen und zusätzlich sprachlich kaum auszudrücken sind. Gespeicherte Informationen in der Amygdala sind nicht gut sprachlich wiederzugeben, dass geht erst richtig, wenn die Informationen in den Hippocampus geleitet sind.

Es kommt zu Flash-Backs- Erinnerungen, die einem das Gefühl geben, es passiert wieder- gerade jetzt und hier

Träumen hilft dem Körper das Erlebte zu verarbeiten- deshalb sollte man auch "unruhige" Schläfer lassen- sie verarbeiten ein Problem wirklich im Schlaf.

  • 1/3 aller Menschen helfen sich nach einer traumatischen Situation selber (durch träumen, sprechen, "verarbeiten")
  • 1/3 aller Menschen brauchen nach einer traumatischen Situation professionelle Hilfe
  • 1/3 aller Menschen entwickelt sich ein Trauma mit Langzeitfolgen

Eine PTSB entsteht, wenn die Situation noch nach einem Monat in der Amygdala zwischengespeichert ist.

Eine PTSB ist ein Steckenbleiben in der Situation- sie kann nicht verarbeitet werden.

Einige versuchen die Tat aus der Sicht des Täter zu sehen- dadurch werden sie indirekt selber "ein Teil" des Täters- dass kann zur Folge haben,.dass sie selber zum Täter werden. Sie wissen dann oft nicht was sie getan haben.

Bei Mädchen ist es oft so, dass sie sich Selbstverletzten um aus der dissoziierenden Situation herauszufinden, bei Jungen äußert sich das eher nach außen mit Aggressionen.

Selbsterfundene Strategien sind oft:
  • Vermeidung (Selbstheilungsversuch)
  • Selbstverletzung
  • übermäßige Aktivitäten (kann bis zum Zwang gehen)
  • Extrem Situationen (Ablenkung)
  • Essprobleme, etc. (Ablenkung von Gefühlen)
  • Strategien, die dafür sorgen, dass Gefühle nicht mehr an einem rankommen zu lassen (oft werden aber alle Gefühle "verdrängt")
  • Unruhe, Schlafstörungen
Langzeitfolgen:
  • Somatisierung
  • Dissoziation
  • Probleme mit der Steuerungsfähigkeit der Gefühle
  • Verminderte Beziehungsfähigkeit
  • erhöhte Gefahr erneut Opfer zu werden
  • Risiko Täter zu werden

Traumatisierte können oft:

  • kein Vertrauen mehr zu jemanden haben
  • das Gefühl "ICH bin SCHULD" ist eingefroren
  • sich leichter selber die Schuld geben, als mit dem unerträglichen Gedanken "ich bin von dem abhängig" zu leben
  • sich ähnlich Situationen suchen (wenn sie sich z.B. während der Tat in eine "schöne Traumwelt" geflüchtet haben- dann ist die Situation auch mit etwas "schönem" verbunden)

Bei Menschen mit multiplen Persönlichkeiten und Borderlinestörungen liegt der Verdacht nahe, dass sie missbraucht worden sind.

Je häufiger ein Missbrauch stattfindet, desto mehr "Splitter" sind auch "gespeichert" um so mehr Probleme treten auf

40% aller Opfer haben Amnesien- für sie treten diese "Splitter" oft als diffuse Wahrnehmungen auf- sie können nicht sagen, warum und wieso sie jetzt gerade so fühlen, was in ihnen vorgeht.....

Was kann ich tun?
  • sich in Sicherheit begeben
  • Informationen einholen- Reaktionen akzeptieren
  • egal wie "chaotisch" die Reaktion für einen selber scheinen mag, sollte man Wissen, dass es normale Reaktionen sind
  • über das Trauma reden
  • Abbau von Vermeidungsstrategien
  • sich Ruhe gönnen
  • körperliche Betätigung
  • sich professionelle Hilfe suchen
  • liebevoll mit sich selber umgehen
Was kann man als "Helfer" machen?
  • behilflich sein aus der Situation herauszukommen
  • Sicherheit und Ruhe vermitteln
  • nicht die Kontrolle entziehen- selber entscheiden lassen, was er/sie möchte!!!
  • wieder "zurückholen" wenn er/sie "abdriftet"
  • Therapie (beginnt mit einer, meist sehr langen, wichtigen Stabilisierungszeit)
  • WICHTIG!- einen Weg finden zur Stabilisierung
  • Gefühle der Personen annehmen und ernstnehmen
  • nicht Gefühle beschwichtigen
  • keine negativen personenbezogene Zuschreibungen aussprechen
  • versuchen zu verstehen
  • die Person hat die Probleme nicht selber verursacht, muss sie aber selber lösen
  • signalisieren, dass man die Gefühle versteht
  • sich selber helfen lassen
  • eigene Grenzen setzten
  • geduldig sein
  • an Stärken und Fähigkeiten erinnern helfen
  • klar und konsequent sein
  • Fehler eingestehen können
  • nicht persönlich nehmen
  • Scham überwinden
  • Mittelweg finden zwischen Annehmen und Ermutigen zur Veränderung

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25.09.2002

 

   

   © 17.02.2007 by Schlappy und Gipsy•  ads-familie@gisu.de